Mathematisch betrachtet hat jedes mögliche Resultat bei einem Sportereignis (einer Sportwette) eine bestimmte Eintrittswahrscheinlichkeit. Wettquoten bei einem Wettanbieter sind nichts anderes als der Ausdruck dieser Wahrscheinlichkeiten. 50% Eintrittswahrscheinlichkeit entsprechen einer Wettquote von 2,0 (man rechnet 1 / 0,5), 20% Eintrittswahrscheinlichkeit entsprechen einer Quote von 5,0 (man rechnet 1 / 0,2) etc etc. Je wahrscheinlicher ein Ereignis ist desto niedriger ist die Wettquote, je unwahrscheinlicher desto höher.
Wer mit den grundlegenden Mechanismen der Wettquoten Berechnung bzw. der Arbeitsweise von Buchmachern nicht vertraut ist, der sollte zuerst die Beiträge Wettquoten berechnen, Faire Quoten vs. Buchmacherquoten und Wie Wettanbieter Geld verdienen auf Wettstern lesen.
Entgegen der weitläufigen Annahme, dass Wettanbieter exakte Wahrscheinlichkeiten berechnen, ist es der Job eines Buchmachers, Wettquoten anzubieten die ein möglichst ausgeglichenes "Buch" gewährleisten. So lange die Einsatzverteilung auf eine Wette halbwegs ausgeglichen ist, ist es dem Wettanbieter egal, ob die eigene Vorhersage eintritt oder nicht. Genauer gesagt geht es nicht um die Einsatzverteilung, sondern darum wie viel der Wettanbieter auszahlen muss falls 1, 2 oder X eintritt. Das folgende Zitat eines Buchmachers verdeutlicht worum es im Wettgeschäft wirklich geht:
"Es ist nicht mein Job das Ergebnis korrekt vorherzusagen. Mein Job ist es die Meinungen der Kunden zu spalten"
Hier liegt die Chance von Sportwettern. Um eine profitable Wettstrategie zu entwickeln, muss man zuallererst in der Lage sein, Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Ereignisse (z.B. Heimsieg, Unentschieden, Auswärtssieg) genauer zu berechnen als der Gegner. Der Gegner ist entweder der Buchmacher wenn man bei einem Wettanbieter wettet, oder andere Sportwetter wenn man bei einer Wettbörse wettet. Wer nicht versteht warum dies zwangsläufig zu Profit führt, der sollte zuerst den Beitrag Sportwetten Value verstehen lesen
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich werden alle Wettquoten von den Buchmachern sorgfältig berechnet. Wettanbieter müssen aber auch das erwartete Verhalten der Kunden (Einsatzverteilung) berücksichtigen, bevor Wettquoten für eine Wette veröffentlicht werden (siehe dazu diesen Beitrag auf Wettstern)
Professionelle Sportwetter wählen ihre Tipps nicht nach dem "Bauchgefühl" aus, sondern berechnen selber (faire) Wettquoten, und vergleichen ihre eigene Rechnung mit der besten Quote die am Markt verfügbar ist.
Wie erstellt man also eigene Wettquoten? Wo fängt man an? Die gute Nachricht ist: wer die vier Grundrechenarten beherrscht, der kann auch Quoten festlegen. Wie gut die eigene Berechnung ist, hängt davon ab wie sehr man ins Detail geht. Alle Berechnungsmodelle für Sportwetten haben aber eines gemeinsam: Sie versuchen Werte zu ermitteln, welche die Gegner vergleichbar machen (sie in ein Verhältnis setzen). Die Berechnunsbasis wird immer von harten Fakten (z.B. Tore / Gegentore) gebildet. Nicht-meßbare Faktoren wie die Motivation, der Platzzustand sind für die Basisberechnung irrelevant. Hier eine kurze Beschreibung der gängigsten Strategien um Fussballquoten zu berechnen:
Bei ergebnisbasierten Vorhersagemodellen betrachtet man nur, ob eine Mannschaft gewonnen, verloren oder unentschieden gespielt hat. Man kann die letzten Spiele/Heimspiele/Auswärtsspiele, die letzte Saison oder Head to Head Duelle vergleichen. Ein detailliert durchgerechnetes Beispiel für eine ergebnisbasierte Vorhersage findet man im Beitrag Ergebnisbasiertes Sportwetten Modell
Wenn die Resultate (z.B. 2:1, 1:1 etc.) analysiert werden, dann spricht man von einem torbasierten Modell. Für Fussballwetten ist die Poisson Verteilung gut geeignet um Vorhersagen für zukünftige Resultate zu treffen. Auf Basis der errechneten "Resultat-Wahrscheinlichkeiten" können alle weiteren Wettquoten abgeleitet werden. Auf Wettstern wird die Poisson Verteilung in zwei ausführlich durchgerechneten Beispielen genauer erklärt.
Für (2) wurde das gleiche Fussballspiel analysiert, wie im Beispiel für das ergebnisbasierte Modell.Eine Form von Power Ratings für Fussballmannschaften sind die Ranglisten der FIFA und der UEFA. Für präzise Sportwetten Vorhersagen sind diese Ranglisten aber nicht geeignet. Bei Power Ratings für Sportwetten geht es darum, die grundlegende Stärke einer Mannschaft zu berechnen. Eine Mannschaft die z.B. ein Rating von 1000 hat, riskiert mit jedem Spiel beispielsweise 20 Punkte des eigenen Ratings. Wenn die Mannschaft das Spiel verliert, dann bekommt der Gegner den riskierten Punktewert. Anmerkung: Die Schach Weltrangliste basiert auf Power Ratings (genauer: Elo Ratings).
Die Qualität des Vorhersagemodells steht und fällt mit der richtigen Auswahl und Gewichtung der Daten. Die durchgerechneten Beispiele auf Wettstern verdeutlichen, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob man allen Daten die gleiche Relevanz zumisst, oder bestimmte Daten / Ergebnisse stärker gewichtet. Wer seriös an das Thema Sportwetten Mathematik herangeht, der kommt nicht darum herum, die eigenen "Estimations" einem Langzeittest zu unterziehen. Wer in der Champions League der Sportwetten Profis spielen will, der wird außerdem mehrere Vorhersagemodelle untereinander kombinieren und daraus einen Durchschnittswert errechnen. Ohne Fleiß kein Preis.
Weiterführende Artikel
Ergebnisbasiertes Sportwetten Modell
Poisson Verteilung: Teil 1 – Saisonwetten
Poisson Verteilung: Teil 2 – Fussballwetten
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